Leseproben und Projektbeschriebe

Wachsende Kompetenz der Anlegerinnen / für das Kundenmagazin einer Bank

Wenn sich Frauen um Geldangelegenheiten kümmern, sind vorsichtiger, ethischer und machen bessere Gewinne.

Es ist wie beim Autofahren: Frauen fahren vorsichtiger, freundlicher, korrekter und verursachen deutlich weniger Umfälle – kurzum sie fahren besserer als Männer. Und dennoch: Kommt die Rede auf ihre Fahrkünste dann senken die Frauen den Blick, gestehen, dass sie bei Eisglätte lieber den Zug nehmen und es eigentlich noch immer nicht richtig verstehen, den Wagen korrekt einzuparken – aber was solls, Hauptsache ihre Versicherungsprämien sinken und die Fussgänger überleben.

So ähnlich ist es, wenn sich Frauen um Geldangelegenheiten kümmern: Sie sind vorsichtiger, ethischer und machen bessere Gewinne. Und sie lassen sich nicht mehr aufs Glatteis führen. Vorbei die Zeiten, in denen sie Geldfragen einfach blind dem Mann anvertrauten, glaubten, davon nichts zu verstehen und das Thema verdrängten. Die heutigen Frauen, inbesondere die jüngere Generation, widmen sich zunehmend ihrer Finanzplanung und entwickeln klare Anlagestrategien.

Grund für das wachsende Interesse: Je länger je mehr erreichen Frauen beruflich bessere Positionen und somit auch höhere Einkommen – dieses Geld will gut verwaltet sein. Frauen stehen im Verlauf ihres Lebens vor Entscheidungen, die weitreichende finanzielle Konsequzenzen haben können: Heirat, Kinder aufziehen und allenfalls deswegen Aufgabe der Beruftstätigkeit, Trennung, Verwittwung (Frauen leben im Schnitt sieben Jahre länger als ihre Ehepartner). Zudem sind die Töchter der Frauenbewegung schlichtweg zu emanzipiert, um ihr Geld der Verwaltung des Mannes zu überlassen. Und von den professionellen Vermögensverwaltern fühlen sie sich oft nicht ernst genommen. Sie suchen nach mehr Knowhow, um zu vermeiden, dass sie über den Tisch gezogen werden. Ein letzter Grund, der für beide Geschlechter gilt: Das Vertrauen in die staatliche Altersvorsorge sinkt, der Sozialsstaat wankt – da sorgt man besser selber vor.

Während sich daher die einen Frauen aus purer Vernunft in das Sachgebiet einarbeiten, kommt bereits die nächste Generation, die richtig Spass daran findet und ein echtes Interesse hat: "Diese Frauen wollen wirklich, das ist ein neuer Trend", bestätigt Anita Fetz, Politikerin, Unternehmerin und Bankrätin der Basler Kantonalbank BKB, die regelmässig Orientierungsabende für Frauen veranstaltet und dabei stolze Besucherzahlen zwischen 700 bis 1000 verzeichnet. "Der Informationshunger ist unbegrenzt", bestätigt Rosmarie Oehninger, Zentralpräsidentin des " Smart Ladies' Investment Clubs" SLIC.

Wo immer Weiterbildung geboten wird – die Frauen nutzen sie. Die Bank Vontobel etwa, die seit 1991 Aus- und Weiterbildung für priavte Anlegerinnen offeriert, ist seither stets ausgebucht – mit langen Wartelisten. "Künftig erwarten wir noch mehr Nachwuchs", so Edit Höller Zen Ruffinen, die Vontobel-Verantwortliche für das "Woman and Finance"-Programm. Aehnlich ergeht es anderen Instituten und Veranstalterinnen: Eine regelrechte Marktlücke habe man 1997 mit der Gründung von SLIC geschlossen, so Oehninger, denn kaum stand der Club, der sich der Schulung von Frauen in Geldangelegenheiten widmet, platzte er bereits aus allen Nähten, "wir wurden völlig überrollt". Heute hat er vier Sektionen mit 380 Mitgliedern und seit neuestem sogar eine eigene Schule (siehe Box). Auch die Anlage- und Vermögensberaterin Elisabeth Höller freut sich über die grosse Nachfrage an ihren Schulungsseminaren und Clubs: "Früher glich das Interesse der Frauen einem Tropfen, heute erlebe ich einen grossen Fluss". Die ehemalige SLIC-Initiantin hat denn auch im März ihren nächsten Club gegründet, das WIF "Womens' Investment Forum" in Basel; im September folgte bereits ihr nächster Club, der FIM "Femal Investment Masters" in Zürich.

Und das Interesse hält an. Denn noch hätten Frauen, insbesondere die älteren Damen, Wissenslücken, die sie nun füllen wollten, so Finanzspezialistin Fleur Platow, die ebenso seit Jahren erfolgreich Seminare für Frauen veranstaltet. "Diese Wissenslücken haben die Männer zwar auch, aber die geben es nicht zu", so Platow. In fünf Jahren, glaubt sie, würden die jungen Frauen die Emanzipation in Geldfragen erreicht haben, und wer erst mal Blut geleckt und erste Anlageerfolge erzielt habe, der bleibe am Ball. Kein Wunder bestätigen rundweg alle Kursanbieter, dass ihre Finanzschülerinnen aussergewöhnlich stark interessiert seien, alles ganz genau wissen und zu verstehen wollten. Nach schon wenigen Monaten intensiver Auseinandersetzung mit der Materie, so heisst es unisono, seien die frischgebackenen Investorinnen "ziemlich professionell".

Die Credit Suisse, die Anfang der Achziger Jahre als Pionierin mit ihren "fashion & finance"-Veranstaltungen auftrat und insgesamt rund 30'000 Besucherinnen begrüssen durfte, geht sogar noch weiter. Für sie sind Frauen in der Finanzwelt schlicht eine Selbstverständlichkeit: "Wir waren mit unseren Veranstaltungen damals sehr erfolgreich, sind heute aber überzeugt, dass es mittlerweile keine Sonderbehandlung für Frauen mehr braucht,", sagt Dora Frey, die damalige Initiantin von "fashion & finance". Denn "mittlerweile verstehen und erwarten die Frauen genauso viel vom Kundenberater wie Männer."

Das Gelernte wird denn auch mit Lust in die Praxis umgesetzt, die "finanzielle Revolution der Frauen", wie die Frauenzeitschrift annabelle kürzlich schrieb, trägt Früchte: Eine Studie der University of California, die 35'000 Portfolios untersucht hat, belegt, dass Frauen um 1,4 Prozent bessere Renditen erzielen als Männer, Single-Frauen sogar um 2,3 Prozent. Grund: Sie traden weniger, haben mehr Schnauf und Geduld. Man könnte auch sagen, sie verhielten sich cooler – genauso wie im Strassenverkehr.

Quotes über Finanzgeschäfte

Fleur Platow, Finanzspezialistin: "Als junge Frau hatte ich überhaupt kein Interesse an Finanzen, aber mit zunehmendem Knowhow begann der Spass."

Yvonne Antoniolli, SLIC-Mitglied und Bankkaderfrau: "Ich Ich finde die Materie spannend, verspüre eine gewisse Faszination, ein Kribbeln. Man lernt mit Risiken umzugehen.

Dora Frey, Initiantin des einstigen "fashion & finance"-Programms der Credit Suisse: "Ich denke, wenn man sich im Beruf schon so viel Mühe gibt, um Geld zu verdienen, dann sollte man nachher auch schauen, dass man daraus was Gescheites macht."

Anita Fetz, Politikerin und Unternehmerin: "Ich kenne das Spielerische am Investieren, aber mittlerweile hat sich das für mich erledigt. Heute bin ich pragmatischer, will mein Geld einfach gut anlegen und etwas Positives damit bewirken."

Elisabeth Höller, Anlageberaterin: "Die Atmosphäre in weiblichen Investclubs ist sehr lustvoll. Ich freue mich, dass wir Finanzfachfrauen heute nicht mehr so einsam sind. Vor dreissig Jahren, als ich als Analystin anfing, war ich eine totale Ausnahme."

Adressen für Frauen

Bank J. Vontobel & Co AG
Woman and Finance
Edit Höller Zen Ruffinen
Bahnhofstr. 3
8022 Zürich
Tel. 01 283 72 78

Frauen und Finanzen
Dr. Fleur Platow
Rütistr. 6
8702 Zollikon
Tel. 01 391 30 76

Frauen-Investment-Club Zürich FICZ
Dr. Luisa Bürkler-Guissani
Freigutstr. 4
8027 Zürich
Tel. 01 201 20 53
Fax 01 201 19 01

WIF Woman's Investment Forum, Basel
FIM Female Investment Masters, Zürich
Dr. Elisabeth Höller
Talstr. 58
8039 Zürich
Tel. 01 211 94 78
Fax 01 211 81 12
e-mail: hoellerhvag@access.ch

Investor's Dialogue
Doris Reffert
Stampfenbachstr. 48
8006 Zürich
Tel. 01 363 76 26

Geldseminar von Peter König (über weibliche und männliche Aspekte im Umgang mit Geld)
Culmannstr. 10
8006 Zürich
Tel. 01 251 42 80

SLIC-Schule:

SLIC, der "Smart Ladies' Investment Club" ist nicht mehr zu bremsen. Nachdem der Klub für kluge Anlegerinnen in den letzten zwei Jahren mit einer regelrechten Welle von Anfragen überschüttet wurde, und in seinen Sektionen an Kapazitätsgrenzen stösst, hat der SLIC im September nun eine richtige Schule gegründet: Die FIPS Finanz-Investment-Planungs-Schule für Frauen. Denn immerhin äusserten 95 Prozent der SLIC-Mitglieder in einer Umfrage ein Bedürfnis nach einer umfassend Ausbildung. Tagesseminare über Moderne Portfoliotheorie, Anlageinstrumente, Portfolioplanung und Allfinanzplanung bieten in der FIPS den Ladies die Grundlagen für einen kompetenten Umgang mit Finanzen. Die Seminarveranstaltungen finden in Basel, Bern, Wil und Zürich statt.

Informationen über FIPS oder SLIC:
FIPS Finanz-Investment-Planungs-Schule
Smart Ladies' Investment Club SLIC
Frau Rosmarie Oehninger
Postfach 20
8142 Uitikon
Tel./Fax 01 737 0052
Natel 079 447 73 83
e-mail: kontakt@fips.ch
www.fips.ch
www.slic.ch

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