Leseproben und Projektbeschriebe

«Ich bin oft dabei, wenn Lämmer zur Welt kommen»

Der achtjährige Yidir lebt in Algerien von Boxen übers Fischen bis zum auf die Bäume Klettern ein abwechslungsreiches Leben. Sogar schlitteln kann er dort.

Ausgewandert von Genf nach Algerien. Yidir (8), seine Brüder Nadir (14) und Daris (12) sowie die kleine Schwester Dihya (2) leben mit ihren Eltern und ihrem Schweizer Grossvater in Algerien in der bergigen Kabylei. Diese Gegend wird auch «die Schweiz von Algerien» genannt. Sie ist die Heimat der freiheitsliebenden Berberstämme. Die Familie wohnt ausserhalb des Dorfs Tazmalt auf einem Bauernhof. In den umliegenden Häusern leben weitere Verwandte.

Yidirs Mutter stammt aus dem Kanton Schwyz. Sie arbeitet von Algerien aus als Übersetzerin und Texterin. Sein Schweizer Vater ist algerischstämmig und wuchs in Genf auf. Von dort wanderte die Familie vor sechs Jahren nach Algerien aus. Der Vater besitzt in der Kabylei eine Autovermietung und ein Stück Land, auf dem die Familie nun lebt. Dort züchtet er Schafe, Jagd- und Schäferhunde. Zudem kultiviert er die Olivenhaine seiner Familie.

«Im Winter können wir auf unseren Hügeln schlitteln. Im Sommer fahren viele Algerier ans Meer. Aber wir gehen lieber an ruhige Orte. Zum Bespiel an den einsamen Stausee im Djudjura-Gebirge. Das liegt hinter unseren Olivenhainen. Der Stausee ist toll. Dort kann ich mit meinem Vater fischen. Er ist Jäger. Darum hat er eine Waffe. Die nimmt er zur Sicherheit mit. In den Bergen gab es mal eine Gruppe böser Männer. Ich besuche die 3. Klasse unserer Dorfschule. Ich boxe jeden Tag. Mit meinen Freunden streune ich gern durch die Landschaft. Oder ich spiele mit meinen Geschwistern und den Hunden. Schon oft habe ich erlebt, wie Welpen oder Lämmer auf die Welt kommen.

Ich esse gern algerische Merguez-Würstchen, aber wenn Besucher aus der Schweiz kommen, freut es uns total, wenn sie Wienerli und Cervelats mitbringen. Mein Schweizer Grossmami hat mir mal ein Säckli mit Cherrytomatensamen von Farmmania der Migros geschickt. Ich habe sie gesät. Die Pflänzlein habe ich gehegt, bis sie zwei Meter gross waren.»

Auslandschweizer Yidir in Kabylei, Algerien

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