Genua – annabelle – Genua mit anderen Augen sehen
Damen mit toupierten Frisuren, Herren in Cordanzügen mit der «Repubblica» unter dem Arm verschwinden in einer düsteren Sackgasse, betreten einen kammergrossen Raum, atmen tief ein – dieses Süsse, Schwere, viel Versprechende i …
Damen mit toupierten Frisuren, Herren in Cordanzügen mit der «Repubblica» unter dem Arm verschwinden in einer düsteren Sackgasse, betreten einen kammergrossen Raum, atmen tief ein – dieses Süsse, Schwere, viel Versprechende in der Luft. Wortlos stehen sie Schlange. Sind sie schliesslich an der Reihe, beten sie im Schein einer Neonröhre die immer selben Worte herunter: «Quaresimali, Croquant, Arancini, Ginevroni …» Die Frauen hinter der Theke wieseln dann von Regal zu Regal, setzen Pralinés zu kleinen Mosaiken zusammen. In der Werkstatt dahinter rattern Schokoladenmischmaschinen und Röstöfen, allesamt museumswürdige Originalstücke aus dem 19. Jahrhundert. Keiner würde es wagen, sie zu ersetzen. Denn die Kundschaft hier will nur eines: die immer gleiche Edelschokolade. Bis in alle Ewigkeit.
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