Genau – Amica – Genua für Erstbesucher
Fotos: Gee Ly Fotos: Gee Ly Beim ersten mal fallen sie alle darauf rein: Bestellen ein simples Bier oder einen Prosecco – und dann serviert der Kellner ein Tablett voller Schälchen und Gläser, als ob man aller Art von Antipast …
Beim ersten mal fallen sie alle darauf rein: Bestellen ein simples Bier oder einen Prosecco – und dann serviert der Kellner ein Tablett voller Schälchen und Gläser, als ob man aller Art von Antipasti angefordert hätte: Salami, Kapernäpfel, Oliven, Foccacia und andere lokale Spezialitäten türmen sich vor den Genua-Einsteigern . Die Neulinge winken dann erschreckt ab: haben wir doch gar nicht bestellt. „Alles inbegriffen“ erklärt der Kellner mit Gönnermiene und denkt mitleidig, wie mickerig es doch sein muss, dass seine Gäste in ihren Heimatländern die Aperitifs so ohne nix serviert bekommen. Dabei geht’s am Feierabend doch ums genießen – und hier in Genua weiß man das zu zelebrieren. Tagsüber arbeiten die Genuesen hart, danach aber frönen sie ihrem liebsten Alltagsritual: dem „Aperitivo“.
Jahrzehnte hinweg in einer wirtschaftlichen Krise.
bislang erst die 700 000 Genuesen gemerkt. Der Rest der Welt tut so, als sei Genua noch immer die heruntergekommene Hafenstadt von gestern. Dabei verbarg die Stadt, unter dem Lumpenkleid ihrer schlampigen Altstadt seit jeher mediterrane Eleganz und ein adeliges Herz – der neu renovierte Rokokobau Palazzo Spinola oder die in der Renaissance entstandene Prachtstraße Via Garibaldi, in der einst die Genuesische Elite residierte, zeugen davon. Man muss sich die Stadt bloß mal von oben betrachten, von einem ihrer Hügel aus, und zuschauen wie die großen Frachter aus aller Welt im Hafen einlaufen, wie sich die Küste mit den zahlreichen Villen endlos in die Länge zieht und die pächtigen Kirchtürme im Abendrot leuchten – dann spürt man die Grandezza dieser Stadt. Zu Zeiten Kolumbus’ war Genua eine der reichsten, weltoffensten und schillerndsten Städte der damaligen Welt.
Millionen Besucher anlockt. 2001 wurden für den G8-Gipfel schließlich zahlreiche Kirchen und historische Palazzi der Altstadt rausgeputzt und renoviert. Ganze Straßenzüge sowie die prächtige Piazza de Ferrari wurden verkehrsberuhigt, und immer mehr kreative Jungunternehmer hielten in der Altstadt Einzug.
Chance verspielt“, sagt Paolo Musso, einer der jungen Pioniere Genuas, der vor vier Jahren im Palazzo Ducale das Online-Stadtmagazin Mentelocale gegründet hat – eine Internet-Redaktion, die nebenbei ein sehr beliebtes Café und ein Edelrestaurant betreibt. Mentelocale hat sich in kürzester Zeit zu Genuas trendiger Drehscheibe für Kultur und Konsum etabliert. Surft man sich durch die Mentelocale-Site, ergeht es einem wie beim Spaziergang durch die Altstadt: Man spürt die Aufbruchstimmung der Stadt, entdeckt ständig neue Lokale und stellt dabei befriedigt fest, dass all die Neuerungen nicht zu hohlen Hypes verkommen, sondern sich mit Genuas Traditionen und Geschichte spannungsvoll verknüpften. So glaubt denn Musso trotz des G8-Dramas an seine Stadt: „Genua hat seine Krise überwunden, und 2004 erhalten wir eine zweite Chance, um dies dem Ausland zu beweisen“ – dann nämlich wird Genua Europas Kulturhauptstadt. Drei große Ausstellungen werden dabei im Mittelpunkt stehen: eine über Rubens, eine über Transatlantikfahrten und eine über den Zusammenhang von Kunst und Architektur. Neue Museen wie das Meer- und Schifffahrtsmuseum werden ihre Tore öffnen. Und die seit Jahren geschlossene Galleria d’Arte Moderna wird im schicken Genueser Vorort Nervi eröffnen.
Sightseeing: Alter Hafen (Porto Antico) mit Aquarium: Mediterrane Vergnügungsmeile
Einkaufen: Mainstream-Mode in den Boutiquen an der Via XX Settembre. Dort (Ecke Piazza Colombo) befindet sich auch der prächtige Mercato Orientale, Genuas grösste Markthalle seit 1899.
Kunst: Kunstausstellungen im Palazzo Ducale, Piazza Matteotti. Der beste Kultureinstieg in Genua.
Restaurant: Pansön, Piazza delle Erbe 5r, +39 010 246 89 03. Serviert seit 1790 genovesische Spezialitäten.
Café: Doge-Bar, Piazza Mateotti 5: Schöner lässt es sich nicht Capuccino trinken.
Eisdiele: La Cremeria delle Erbe, Vico delle Erbe 15, 010 246 92 54: Das beste, hausgemachte Eis in ganz Genua.
Bar: Bar Berto, Piazza delle Erbe 6r: Liberty-Bar inmitten zahlreicher anderer Bars an der beliebten, kleinen Vergnügungs-Piazza delle Erbe.
Club: Fitzcarraldo (neuer Name: Café del Mar), Piazza Cavour 35r: Dauerangesagter Schuppen beim Hafen, gute Lage, junges Publikum, lauter Sound.
Internet: www.mentelocale.it: Alle Infos über Genuas Kultur-, Gastro-, Sport- und Nachtleben.
FÜR VERLIEBTE
Hotel: Romantikhotel Villa Pagoda, Via Capolungo 15, 16167 Genua-Nervi, Tel. +39 010 372 61 61, www.villapagoda.it: Prachtbau aus der Jahrhundertwende in Nervi, dem Villen-Vorort von Genua.
Restaurant: Le Colonne di San Bernardo, Via San Bernardo 59r, Tel. +39 101 246 12 52: schickes, neues Lokal mit romantischer Terrasse mitten in der Altstadt.
Café: Caffé degli Specchi, Salita Pollaivoli 43r: Jugendstilcafé mit hübschem Gewölbe voller Kacheln und Spiegeln.
Bar: Delfin-Bar, Sottoripa 35r, Ecke Ponte Reale: Beliebter Treffpunkt beim Hafen, bekannt für seine leckeren Cocktails, sehr schön während des Sonnenuntergangs.
Konditorei: Pietro Romanengo fu Stefano, Via Soziglia 74r: In der Traditions-Confiserie von 1814 gibt’s kanditierte Veilchenblüten und andere Zuckerträume für Verliebte. Gleich nebenan (Nr. 35) befindet sich das dazugehörende Café.
Wellness: Hamman, Via Bartolomeo Bosco 33, Genova, 010 595 41 33. Körperkult im iranischen Stil
Ausflug: Eine Nacht auf der autofreien Halbinsel Punta Chiappa im romantischen Hotel Stella Maris, www.stellamaris.meyerhoff.net, Tel. 0185 770 285: der Geheimtipp für Romantiker, die Abgeschiedenheit suchen.
Club: La Madeleine, Via della Maddalena 103r, sympathischer, leicht alternativer Weinkeller mit Live-Konzerten, Theater, Cabaret.
FÜR FREUNDINNEN
Hotel: Hotel C. Colombo, Via di Porta Soprana 27, Tel./Fax +39 010 251 36 43, www.hotelcolombo.it: Klein, fein, mit schöner Dachterasse.
Einkaufen: in den bunten, günstigen Läden und bei den fliegenden Händlern in der quirligen Hafenstrasse Via del Campo.
Restaurant: Trattoria da Franca, Vico della Lepre 4/8/10r. Tel. +39 010 247 44 73: hübsches, traditionelles Fischlokal mit leckerem Cappun Magru (Ligurische Fischterrine) und guten Weinen.
Café: Antica Pasticceria Klainguti, Piazza Soziglio 98r: Traditions-Konditorei mit traumhaften Torten und Kuchen. Seit 1828 unverändert.
Bar: La Lepre, Piazza Lepre 5r: Trendbar mit einem Schuss Alternativgeist
Snack: Dal Romano, Via di Porta Soprana 61r: Herausragende Pizza-Take-away und genovesische Spezialitäten.
Friseur: Bottega di Barbiere, Vicolo Caprettari, 14 rosso: Winziger Salon im Art-deco-Stil, seit 1922 unverändert. Auf Wunsch werden auch Frauen bedient.
Club: Le Corbusier, Via S. Donato 36-38r: Coctail-Bar mit DJs, Photo- und Gemäldeaustellungen.
Spaziergang: Friedhof Staglieno, Piazzale Resasco: Faszinierender Friedhof auf 17 000 Quadratmetern. Zahlreiche prunkige Familienkappellen, zum Teil charmant verlottert.
FÜR SCHICKE
Hotel: Palazzo Cicala, Piazza San Lorenzo, 16, 16123 Genova, +39 010 251 88 24, +39 010 246 74 14, www.palazzocicala.it: Coole Verbindung von Tradition und italienischem Design. Das trendigste Hotel in Genua.
Einkaufen: Italienische Designer-Mode an der Via Roma. Dort befindet sich auch Genuas traditioneller Edelschneider Finollo (Nr. 38r).
Spaziergang: Wunderschöne Uferpromenade mit Parkanlagen im schicken Vorort Nervi.
Oper: Teatro Carlo Felice, Piazza de Ferrari.
Restaurant: Da Rina, Mura delle Grazie 3r, Tel. 010 246 64 75: Bekanntestes Fischrestaurant von Genua, in dem Signora Rina seit 1946 zahlreiche Promis und Politiker beglückt.
Café: „M“-Bar (Mentelocale) im Palazzo Ducale.
Bar: Zeneise, Via della Maddalena 69r: Kleine, intime, moderne Bar.
Club: Cantina Embriaci, Salita Torre Embriaci
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