Wieso kann man nicht ohne Krieg leben?
Chiara (13) aus Rothenburg LU fragt, wieso man ohne Krieg nicht leben kann.
folgt auf die Nacht? Der Tag. Was folgt der Sättigung? Der Hunger. Dem Tod folgt neues Leben, der Hochkultur ein Niedergang. Unser ganzes Dasein, so glaube ich, untersteht einem steten Wechsel zwischen Gegensätzen, einem ständigen Werden und Vergehen: Pflanzen, Tiere, Menschen, ja, auch Situationen entstehen, dauern an und gehen vorüber. Nichts dauert hier für immer.
Auf Krieg folgt Frieden. Auf Frieden folgt Krieg. Politische, ideologische, religiöse und kulturelle Unterschiede können Völker so erzürnen, dass sie einander angreifen. Oft gieren die Angreifer auch nur nach den Bodenschätzen der gegnerischen Region. Man will wirtschaftliche Vorteile gewinnen und Macht ausweiten. Wer einen Krieg gewinnt, «kriegt» etwas.
Nichts offenbart wohl so sehr die Abgründe und Irrtümer, aber auch die Tapferkeit und Kraft der Menschen wie ein Krieg. Auch bringt kaum etwas mehr Leid hervor als ein Krieg. Daher sehnen sich die Menschen seit jeher nach Frieden. Wir nennen den Krieg die «Geissel der Menschheit», hoffen stets von Neuem, ihn zu überwinden auf dass «aus Schwertern Pflugscharen werden».
Krieg und Frieden stehen sich nicht nur in der Aussenwelt gegenüber. Sie ringen auch in unserem Innern miteinander wie ein «guter» und ein «böser» Wolf. Wer gewinnt die Oberhand? Derjenige, den wir füttern.
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